Mit dem fünften Sonntag der Fastenzeit ist der Höhepunkt der Fastenzeit schon überschritten. Für wen das Fasten noch ein Thema ist, kann in diesen Tagen vielleicht schon ein Zwischenfazit ziehen. Was ist aus meinen Vorsätzen für die Fastenzeit geworden, habe ich durchgehalten? Der Verzicht beim Fasten soll nicht nur Selbstzweck sein, es geht nicht vordergründig um das Weglassen von Genuss- oder Nahrungsmittel, um bloße Wellness. Abnehmen oder mit dem Rauchen aufhören kann man immer. Fasten aus religiöser Motivation soll eine echte Befreiung sein. Es soll dazu dienen, mein Inneres, vor allem mein Denken und Handeln zu hinterfragen. Wie kann ich mein Leben nicht nur in diesen Tagen vor Ostern, sondern langfristig wieder mehr auf Gott ausrichten? Wo habe ich meinen Weg zu Gott womöglich auch verlassen oder verloren? Jeder Verzicht befreit. Vor allem der Verzicht auf liebloses Verhalten, auf Rücksichtslosigkeit, die nicht nur anderen, sondern auch mir selbst schadet. Wer in der Fastenzeit eine solche Veränderung und Befreiung erreicht hat, wird sie mit den Ostertagen nicht einfach aufgeben. Denn Fasten bietet die Chance, das eigene Verhalten langfristig zu korrigieren und neue Gewohnheiten einzuüben. Ob mein persönliches Fasten bisher gelungen ist oder nicht, es ist nie zu spät, neu oder wieder einzusteigen.
Andreas Bieber, Katholischer Pastoralverbund St. Lullus